Es wird Zeit, über Frauen in Blue-Collar-Berufen zu sprechen. Denn noch immer sind Frauen in den Bereichen Produktion, Handwerk, Bau, Landwirtschaft und Bau stark unterrepräsentiert.

Das liegt mitunter auch daran, dass diese breite Palette von Berufen oft als männlich dominiert gelten und so viele Frauen schon alleine dadurch abgeschreckt werden. Die Wahrheit ist aber, dass Frauen genauso kompetent und fähig sind wie Männer und somit die gleiche Chance verdienen!

Das „Imposter-Syndrom“ unserer Gesellschaft

„Wir brauchen starke Jungs, du kannst hier nicht helfen“, diesen und ähnliche Sätze hören Mädchen schon in der Schule. Im Laufe ihres Lebens kommen Mädchen und Frauen ständig mit diesen Stereotypen in Kontakt – doch was steckt dahinter?

Die Antwort ist einfach: Nichts!

Behauptungen wie diese entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Dennoch sind sie in unserer Kultur tief verankert. Jungs wird eher eine Affinität zu den körperlichen, technischen Arbeiten zugeschrieben, während Mädchen eher als „sprachbegabt“ und „sozial“ gelten. Diese Stereotypen können sich bereits in einem sehr jungen Alter bei Kindern manifestieren und sich im Laufe der Zeit verstärken. Schuld daran ist auch das Bildungssystem, denn Mädchen werden weniger oft dazu ermutigt, ihre technischen oder naturwissenschaftlichen Interessen auch nach der Schule weiterzuverfolgen. Die Konsequenz daraus ist, dass Frauen sich oft nicht kompetent genug fühlen, in Blue-Collar-Berufen zu arbeiten, was man auch als Imposter-Syndrom bezeichnet.

Diese Haltung hat dazu geführt, dass Frauen oft nicht ermutigt wurden, diese Berufe zu ergreifen, und dass sie möglicherweise nicht die gleichen Möglichkeiten erhalten haben wie Männer, um sich in diesen Bereichen zu etablieren.

Gender Pay Gap im Blue-Collar-Sektor

Selbst im Jahr 2023 ist gerade am Gehalt erkennbar, dass Frauen im Blue-Collar-Sektor noch nicht zu 100% angekommen sind. Sie verdienen oft weniger als ihre männlichen Kollegen, obwohl sie die gleichen Aufgaben und Qualifikationen haben. Dies liegt zwar auch daran, dass Frauen sich weniger Verhandlungsmacht zutrauen und sich deswegen weniger oft für Gehaltserhöhungen einsetzen. Der Hauptgrund ist aber, dass Frauen weniger zugetraut wird und gerade körperliche Arbeiten eher den Männern zugeschrieben wird.

Wer mehr über die Gender Pay Gap wissen will, kann hier weiterlesen.

Mehrere Frauen aus dem Blue-Collar-Sektor vor der Sprechblase "Respekt für meine Arbeit. Des wärs!"

So wird der Blue-Collar-Sektor für Frauen attraktiver

Um die Unterrepräsentation von Frauen im Blue-Collar-Sektor zu bekämpfen, gibt es verschiedene Ansätze. Eine Möglichkeit besteht darin, die Wahrnehmung von Frauen in diesen Berufen zu verändern. Es ist wichtig, Geschlechterstereotypen zu brechen und Frauen zu ermutigen, sich für eine Karriere in einem Blue-Collar-Beruf zu entscheiden. Hier spielen gerade die sogenannten MINT-Berufe eine wichtige Rolle. Vor allem in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik sind die Barrieren für Frauen besonders hoch. Ein Ansatz ist also Frauen frühzeitig zu ermutigen, in MINT-Bereich zu arbeiten oder studieren und damit eine gute Grundlage für eine Karriere in einem Blue-Collar-Beruf zu legen.

Außerdem muss man die Sensibilisierung für diese Berufe erhöhen und Frauen ermutigen, diese Bereiche zu ergreifen. Dabei helfen spezielle Marketingkampagnen, Schulungsprogramme und Veranstaltungen, die Frauen über die Möglichkeiten in diesen Bereichen informieren und sie ermutigen, eine Karriere im Blue-Collar-Bereich zu verfolgen.

Einige Beispiele für gezielte Fördermaßnahmen

  • Mentoring-Programme: Hierbei werden Frauen von erfahrenen Kolleg:innen unterstützt und erhalten wertvolle Tipps und Ratschläge für ihre Karriere in Blue-Collar-Berufen.
  • Netzwerke und Veranstaltungen: Durch die Teilnahme an Netzwerken und Veranstaltungen können Frauen wertvolle Kontakte knüpfen, sich über Karrieremöglichkeiten informieren und von Erfahrungen anderer Frauen profitieren.
  • Förderprogramme und Stipendien: Frauen im Blue-Collar-Sektor gezielt fördern, beispielsweise durch finanzielle Unterstützung oder durch die Möglichkeit, an Weiterbildungen oder Konferenzen teilzunehmen.

Unternehmer:innen sind gefragt

Dass gerade der Blue-Collar-Sektor oft in Stereotypen denkt, ist offensichtlich. Darum sind Arbeitgeber:innen in der Pflicht ihre Einstellungspraktiken zu überdenken und Frauen fair zu behandeln. Hilfreich ist es auch Frauen Zugang zu Schulungen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu geben, um ihre Fähigkeiten und Kenntnisse zu verbessern und ihre Karrieremöglichkeiten zu erweitern.

Umdenken in der Politik gefordert

Politische Entscheidungsträger:innen können ebenfalls dazu beitragen, die Unterrepräsentation von Frauen in Blue-Collar-Berufen zu verringern. Sie können Gesetze erlassen, die Arbeitgeber:innen dazu verpflichten Frauen fair zu behandeln und ihnen die gleichen Chancen wie Männern zu geben. Regierungen können auch Programme zur Förderung von Frauen in Blue-Collar-Berufen finanzieren und sicherstellen, dass Frauen Zugang zu Ausbildungs- und Weiterbildungsprogrammen haben, um ihre Karrieremöglichkeiten zu verbessern.

Es ist an der Zeit die Unterrepräsentation von Frauen im Blue-Collar-Sektor anzugehen und für eine faire Behandlung zu sorgen. Wenn wir Frauen schon früh ermutigen ihre Fähigkeiten und Talente in diesen Berufen zu nutzen und Arbeitgeber:innen sowie politische Entscheidungsträger:innen Maßnahmen ergreifen, können wir gemeinsam die Stereotypen aufbrechen und so die Gleichstellung von Frauen und Männern in Blue-Collar-Berufen weiter vorantreiben.